Bewerbungsrede zum Vorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen Berlin

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Lie­be Freun­din­nen und Freun­de,

herz­lich will­kom­men aus mei­nem Wohn­zim­mer, ver­rück­te Zei­ten! Ein grü­ner Par­tei­tag ohne inhalt­li­che Beschlüs­se, ein Ber­lin ohne Clubs und ein Wer­ner, der euch nur von der Fer­ne grüßt. Ja, die Welt steht Kopf, wegen eines Virus, das uns alle über­rollt hat.

Und statt uns über die aktu­el­len Ein­däm­mungs­ver­ord­nun­gen zu strei­ten, wäh­len wir einen neu­en Lan­des­vor­stand. Statt uns über den Schutz der Knei­pen und Clubs zu unter­hal­ten,  neh­men wir uns den schein­ba­ren Luxus her­aus, beim Pro­gramm­pro­zess über die Zukunft Ber­lins zu spre­chen. Par­tei­ar­beit ist aber kein Luxus– son­dern ent­schei­det, wie wir aus der Kri­se kom­men. Nur wer heu­te schon an die Zeit nach der Pan­de­mie denkt, wird Ber­lin auch gestal­ten kön­nen.

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de,

die Kli­ma­kri­se — sie ist doch nach wie vor da. Des­halb brau­chen wir Ver­än­de­rung, beim Ver­kehr, bei der Ener­gie, bei der Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on und beim Hei­zen. In den letz­ten vier Jah­ren haben wir damit begon­nen. Doch um das Alt­her­ge­brach­te, das Kli­ma­schäd­li­che wirk­lich hin­ter uns zu las­sen, da rei­chen 5 Jah­re nicht aus. Wir wol­len siche­re Rad­we­ge flä­chen­de­ckend in ganz Ber­lin, und einen Zehn­mi­nu­ten-Takt bei den Bus­sen auch in ganz Rei­ni­cken­dorf. Wir wol­len raus aus der Koh­le und rein in die Erneu­er­ba­ren.

Und: wir müs­sen Unmensch­lich­keit noch stär­ker den Kampf ansa­gen. Denn wenn ihr mich fragt, was das Schlimms­te im Jahr 2020 war, dann ist es nicht Coro­na. Es ist Hanau. Es ist der Ter­ror in Neu­kölln. Es ist Hal­le. Es ist das Ver­sa­gen in Moria.

Demo­kra­tie und eine offe­ne Gesell­schaft sind eben nicht Gott gege­ben. Des­halb: Nach dem Lan­des­an­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­ge­setz gilt es, alle Ber­li­ner Struk­tu­ren, sei es in der Ver­wal­tung, sei es in den Schu­len oder sei es in der Poli­zei, auf den Prüf­stand zu stel­len und vor­han­de­ne ras­sis­ti­sche und dis­kri­mi­nie­ren­de Struk­tu­ren end­lich zu besei­ti­gen. Und klar­stel­len, dass rechts­extre­me Ten­den­zen kei­nen Platz haben bei uns, not­lei­den­de Men­schen aber schon.

Und wir müs­sen die Woh­nungs­markt­kri­se hier in Ber­lin wei­ter beherzt ange­hen und bekämp­fen. Der Mie­ten­de­ckel ist dabei ein wich­ti­ger Bau­stein für die Ent­las­tung der Mieter*innen und Mie­ter. Aber unser Ziel muss es sein, min­des­tens 50 Pro­zent gemein­wohl­ori­en­tier­te Woh­nun­gen auf dem Woh­nungs­markt zu errei­chen. Denn Woh­nen ist kei­ne Ware, son­dern ein Men­schen­recht.

Es gibt für Ber­lin noch so viel mehr zu tun, damit das nächs­te Nor­mal ein Grü­nes Nor­mal wird. Und dafür sind mir 3 Punk­te beson­ders wich­tig:

  1. Wir dür­fen Ber­lin nicht wie­der kaputt­spa­ren. Wir haben doch erlebt was es heißt, wenn man eine voll­kom­men aus­ge­dünn­te Ver­wal­tung über­nimmt, wenn die Schu­len nicht mehr saniert wer­den und kei­ne neu­en U- und S‑Bahn-Wägen mehr bestellt wer­den. Wir müs­sen des­halb heu­te und auch mor­gen so inves­tie­ren, dass Ber­lin sich zum Bes­se­ren wen­det – in Guten Zei­ten und in Schlech­ten Zei­ten.
  2. Wir müs­sen den Mut und Wil­len haben, die­se Stadt von ganz vor­ne aus zu regie­ren. Ja, die letz­ten Jah­re waren gut für Ber­lin. Aber wir haben auch erlebt, dass Kli­ma­vor­la­gen ein­fach aus dem Roten Rat­haus gestoppt wer­den konn­ten. Ich will daher nicht mehr nur den Stem­pel mit auf­drü­cken. Ich will, dass wir den Takt ange­ben und die Koali­ti­on anfüh­ren.
  3. Wir müs­sen geschlos­sen auf­tre­ten und mit Aus­dau­er den Wahl­kampf füh­ren. Ich weiß, nichts nervt mehr als Geschlos­sen­heits­a­pel­le. Und ich will auch kei­ne Par­tei der Ja-Sage­rin­nen. Aber Platz 1 schaf­fen wir nur zusam­men. Des­halb lasst uns inhalt­lich um das Pro­gramm strei­ten und anschlie­ßend geschlos­sen dafür kämp­fen, dass es Wirk­lich­keit wird.

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de,

das vor uns lie­gen­de Jahr wird hart und stres­sig. Wir müs­sen die Coro­na-Pan­de­mie meis­tern und gleich­zei­tig für eine bes­se­re Zukunft kämp­fen. Zusam­men mit euch möch­te ich die­sen Weg gehen. Zusam­men mit euch möch­te ich mit Bet­ti­na das Rote Rat­haus Grün anstrei­chen.

Des­halb bit­te ich erneut um Euer Ver­trau­en als Lan­des­vor­sit­zen­der. Und ich ver­spre­che euch, ich wer­de nicht nur vor­sit­zen. Ich wer­de auch auf­ste­hen, auf­schrei­en und vor­an­ge­hen. Denn zum Sit­zen ist die Zeit zu ernst.

Dan­ke